Geschlechtersensibler Umgang mit Technologie und sozialen Medien

Digitale Technologien durchdringen immer stärker und umfassender sämtliche Lebensbereiche. Dies bringt aus Frauensicht grosses Ermächtigungspotenzial mit sich, birgt aber auch Risiken. Dies gilt für das rasante Wachstum von Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI), aber auch für den Umgang junger Menschen, insbesondere junger Frauen, mit den sozialen Medien.  

Einerseits sorgen algorithmische Anwendungen dafür, dass in vorliegenden Daten gespiegelte Diskriminierungen gegenüber Frauen über Datenmodellierung und automatisierte Entscheidfindung weiter zementiert und allenfalls verstärkt werden. Dies kann beispielsweise Rekrutierungssoftware betreffen, aber auch staatliche Anwendungen wie prädiktive Polizeiarbeit. Die Möglichkeiten der Digitalisierung und der KI erhöhen aber auch das Potenzial von Gewalt gegenüber Frauen: über Hatespeech im Netz, über das Droh- und Belästigungspotenzial mithilfe von Deepfakes, die Darstellung sexualisierter Gewalt, Cybermobbing oder Stalking. Das Gefahrenpotenzial wird dadurch verstärkt, dass MINT-Berufe und insbesondere auch die KI-Branche stark von Männern dominiert werden. 

Gleichzeitig hat der rasante Bedeutungsgewinn sozialer Medien teilweise dramatische Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Verschiedene Expert:innen weisen seit Jahren nach, dass der heutige Umgang mit sozialen Medien eindeutig dazu beigetragen hat, dass Angststörungen, Depressionen und Suizidalität insbesondere von jungen Frauen zugenommen haben. Regulierungen stehen in den USA und in verschiedenen europäischen Staaten zur Diskussion. 


Heutiger Stand

  • Verschiedene politische Vorstösse befassen sich zurzeit mit dem Umgang und einer allfälligen Regulierung künstlicher Intelligenz (KI). Sie befassen sich etwa mit einem Transparenzregister für den Einsatz von KI durch bundesnahe Betriebe (Postulat 23.3565 von Balthasar Glättli) oder in der Bundesverwaltung (Postulat 23.3566 von Marionna Schlatter) sowie mit der Regulierung von Deepfakes (Motion 23.3563 von Raphaël Mahaim) Viele davon sind noch hängig und werden in dieser Legislatur beraten.  

  • Der Bundesrat hat die Gefahr von Hatespeech in den sozialen Medien als einen der Problembereiche erkannt, verschiedene Regulierungen sind hängig. 

  • Das Parlament hat den Bundesrat 2021 mit einer nationalen Kampagne gegen Mobbing und Cybermobbing bei Jugendlichen beauftragt (Motion 20.3687 von Yvonne Feri).

  • Eine spezifische Antwort auf die Auswirkungen der sozialen Medien auf die psychische Gesundheit von Mädchen fehlt bislang.   

Legislaturziele

  • Wir setzen uns weiter für eine stärkere Vertretung von Frauen im Parlament ein (unter anderem mit dem Programm «Helvetia ruft!») – denn die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an politischen Entscheidungsprozessen ist eine der wichtigsten Massnahmen für einen gendersensiblen Umgang mit Technologie.

  • Wir bringen uns in den Gesetzgebungsprozess und in den öffentlichen Diskurs ein, damit der Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologie zur Förderung der Selbstbestimmung und Chancengerechtigkeit von Frauen und nicht gegen sie eingesetzt wird. 

  • Wir nutzen die politischen Instrumente, damit die Bundesverwaltung für Rekrutierungsalgorithmen wegen ihres Gender Bias keine oder nur geprüfte historische Daten verwendet. 

  • Wir nutzen die politischen Instrumente, um eine allfällige Regulierung bezüglich Rekrutierungsalgorithmen auch bei privaten Unternehmen zu prüfen. 

  • Wir setzen uns für eine bessere Geschlechtervertretung in technischen Berufen und in MINT-Fächern ein. 

  • Wir nutzen die politischen Instrumente für eine Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten, die sich mit der Beseitigung des Gender Bias in der Informationstechnologie und der Digitalisierung beschäftigen – beispielsweise über ein Nationales Forschungsprogramm Gender und Technologie.

  • Wir nutzen die politischen Instrumente, um Mehrheiten für die Entwicklung und Umsetzung von Datenschutz- und Sicherheitsrichtlinien zu schaffen, die speziell auf die Bedürfnisse und Risiken von Frauen im digitalen Raum eingehen. 

  • Wir setzen uns für eine Prüfung ein, ob es allenfalls spezifische neue Straftatbestände für Gewalt gegen Frauen im Netz braucht. 

  • Wir setzen uns für die Förderung spezifischer Bildungs- und Weiterbildungsprogramme ein, die digitale Kompetenzen von Frauen stärken. 


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