Systemfehler mit negativen Folgen für Frauen beseitigen

Verschiedene Mitgliedsorganisationen weisen alliance F immer wieder darauf hin, dass in ihrem Wirkungsbereich unbewusste und versteckte Design- und Systemfehler dazu führen, dass Frauen und teilweise auch Kinder in ihrem Alltag auf erschwerte Bedingungen treffen. Diese Fehlplanungen gehen darauf zurück, dass Frauen teilweise andere körperliche Voraussetzungen und andere Bedürfnisse etwa in Bezug auf Sicherheit mitbringen als Männer, viele Angebote, Dienstleistungen und Produkte, aber auch Ausbildungssysteme jedoch für Männer und oft auch von Männern geplant und designt werden. 

Beispiele dafür wären öffentliche Räume oder Verkehrsmittel, die nicht auf die Sicherheitsbedürfnisse (zum Beispiel beleuchtete Unterführungen oder transparente Lifts) oder Nutzungsbedürfnisse von Frauen Rücksicht nehmen. Zusätzlich und besonders stark betroffen sind hier auch Frauen mit Behinderungen. Andere Beispiele sind Arbeitskleidung, medizinische Geräte oder Schutzausrüstung, die standardmässig für männliche Körpermasse entworfen sind und Berufsfrauen deshalb nicht richtig passen. Aber auch viele Produkte des alltäglichen Gebrauchs – etwa Airbags oder Sicherheitsgurte – sind nicht auf Frauen und ihre Bedürfnisse zugeschnitten. 

In manchen Fällen beeinträchtigen solche System- und Designfehler die Alltagserfahrungen von Frauen – in anderen, insbesondere im Bereich von Medizin, Arbeitsschutz und Verkehrssicherheit, können sie ihre Gesundheit und Sicherheit und ebenso die von allfälligen Kunden respektive Patient:innen gefährden. Frauen sind ebenfalls teilweise höheren Gesundheitsrisiken ausgesetzt, weil Medikamente hauptsächlich für Männer entwickelt und an Männern getestet wurden. Dies ist inakzeptabel. 

Designfehler betreffen aber nicht nur den öffentlichen Raum, die medizinische Versorgung und konkrete Produkte, sondern auch Ausbildungssysteme, die Frauen bestimmte berufliche Wege erschweren – und in der Regel dazu auch noch schädliche volkswirtschaftliche Effekte haben. Ein von mehreren Mitgliedsorganisationen genanntes Beispiel betrifft die Ausbildung zum/zur anerkannten Psychotherapeut:in, die überdurchschnittlich oft von Frauen besucht wird: Im Gegensatz zu beispielsweise Wirtschaftsprüfer:innen – einem klassischen Männerberuf – müssen angehende Psychotherapeut:innen ihre zwingende fachliche Ausbildung selber bezahlen, was die Ausbildung für viele stark verzögert oder gar verunmöglicht – und dies in einer Zeit, in der psychiatrische und psychologische Gesundheitsangebot eine Versorgungskrise verzeichnet, die wiederum verstärkt junge Frauen und Mädchen betrifft. 


 Heutiger Stand

  • Der Bundesrat hat im Juni 2023 ein Nationales Forschungsprogramm Gendermedizin und Gesundheit (NFP 83) beschlossen. Es schafft eine Wissensbasis für den Einbezug von Geschlechter- und Genderaspekten in die medizinische Forschung und die Gesundheitsversorgung.

  • Dies, nachdem die Frauensession 2021 mit Vehemenz ein solches gefordert hatte und daraufhin Frauen überparteilich mit der Motion 22.3868 «Gender-Medizin. Schluss mit Frauen als Ausnahme in der Medizin» ein solches eingefordert haben.

Legislaturziel

  • alliance F setzt sich weiterhin für Forschung zu Gendermedizin und zu allfälligen Gender Biases in medizinischer Forschung und Behandlung ein. 

  • alliance F nutzt die politischen Instrumente, damit medizinische Apparate und Produkte für die Bedürfnisse beider Geschlechter optimiert sind.

  • alliance F setzt sich dafür ein, dass die Bedürfnisse von Frauen in der Raumplanung und Mobilität berücksichtigt und entsprechende Hürden und Behinderungen abgebaut werden. 

  • alliance F setzt sich dafür ein, dass die tatsächliche Gleichstellung von Frau und Mann und Menschen mit Behinderung in allen Bildungsinstitutionen der Stufe Tertiär A und B realisiert wird. Dazu sind transparente und messbare Standards nötig. Diese sollen nach aussen sichtbar sein.

  • alliance F setzt sich für ein gender budgeting ein: Bei der Vergabe von öffentlichen Geldern in Kultur, Sport und Hochschulen ist zu prüfen, inwiefern diese Gelder Frauen beziehungsweise Männern zugutekommen.  

  • alliance F setzt sich dafür ein, dass bei der Vergabe von öffentlichen Geldern in Kultur, Sport und Hochschulen allenfalls Vorgaben bezüglich der Vertretung der Geschlechter zu machen sind; ebenso in der Jugend- und Talentförderung. 

  • alliance F nutzt die politischen Instrumente, um eine faire und volkswirtschaftlich zielführende Entschädigung für Ausbildung und Umschulung in traditionell weiblich besetzte Berufe mit starkem Fachkräftemangel zu prüfen, insbesondere für angehende Psychotherapeut:innen. 

  • alliance F prüft, ob bei der Ausbildung und Entschädigung von anerkannten Psychotherapeut:innen die Voraussetzungen für eine Lohngleichheitsklage gegeben sind. 


Jetzt für feministische Polit-Arbeit im Bundeshaus spenden und mithelfen, dass das neuen Zukunftsprogramm für Gleichstellung Realität wird!

Möchtest du das Gleichstellungsprogramm noch stärker unterstützen? Hier geht es zur Crowdfunding-Seite, die du gerne mit deinen Freundinnen und Freunden teilen kannst.

ZUKUNFTSPROGRAMM FÜR GLEICHSTELLUNG – DIE 8 PUNKTE

Gleichstellungslegislaturprogramm 2023–2027 hier herunterladen